Das Schillern der Wildnis

Nach Jahren auf Streife tauscht er Uniform und Blaulicht gegen Malerkittel und Strasssteine. In seiner Werkstatt im nordrhein-westfälischen Rhede verwandelt Christoph Kortenhorn Geweihe heimischer Tierarten in glitzernde Kunstobjekte. Die raue Wildnis trifft auf Funkel und Farbe – ein überraschendes Duett aus Natur und Glamour.

Der erste Frost hat die Waldlichtung überzogen, jeder Halm, jeder Zweig funkelt im morgendlichen Sonnenlicht. Von der Weite ist es zu sehen: Ein Reh, wie es sanft sein Haupt erhebt, die Ohren aufmerksam nach Geräuschen ausrichtet. Neben ihm drängt sich vorsichtig ein junges Kitz an seine Seite, das die großen, dunklen Augen neugierig über die Wiese gleiten lässt. Es ist eine mystische Szene, durchdrungen von einer stillen, erdenden Ruhe. Das Reh, das Kitz, der Wald, die Lichtung – alles wirkt wie ein tragisch-romantischer Disney-Film, ein Moment voller Intimität und purer Naturpoesie. Jeder Atemzug scheint langsamer zu gehen, jedes Geräusch verstummt, als wolle die Welt diesen Augenblick bewahren.


Für Christoph Kortenhorn, pensionierter Polizist, Jäger und zugleich Künstler, ist genau dieser Respekt vor der Wildnis ein elementarer Punkt: „Ich würde niemals ein Lebewesen nur des Schießens oder aus Spaß wegen erlegen“, sagt er. In Deutschland gibt es etwa 11,5 Millionen Hektar Wald, das sind rund 32 % der Landesfläche. In diesen Wäldern sind Jäger wie Kortenhorn dafür verantwortlich, die Bestände heimischer Tiere zu regulieren, junge Bäume zu schützen und das Gleichgewicht des Ökosystems zu bewahren. Ohne diese tierschutzkonforme Regulierung würden sich einige Arten unkontrolliert vermehren, Raubtiere wie Wölfe könnten nicht alle Aufgaben der Natur übernehmen und Wald, Wiesen und Felder würden Schaden nehmen. 

Für den Hobby-Jäger endet sein Engagement für die Natur nicht am Waldrand. Die Geweihe, die nach der Jagd oft auf Dachböden oder in Kellern verstauben, sieht er nicht einfach als Trophäen. „Ich stehe den sogenannten Jagdtrophäen sehr kritisch gegenüber. Daher spreche ich nicht von Trophäen, sondern von einem hochwertigen Interieur“, erklärt er. Für ihn sind sie Rohmaterialien, die ein zweites Leben verdienen. „Bisher habe ich lediglich Geweihe von Freunden und Bekannten verziert. Ich rette diese sozusagen vor dem Müll und kreiere daraus einen dekorativen Wandschmuck“, so Christoph Kortenhorn.  


Wenn Kortenhorn Geweihe veredelt, tauchen vor seinem inneren Auge immer wieder Erinnerungsbilder stiller Waldmomente auf – etwa das Reh mit seinem Kitz. Er verwandelt die Hörner in Kunstobjekte, die das Leben in der Wildnis feiern und gleichzeitig auf die Verantwortung aufmerksam machen, die wir Menschen für Natur und Tiere tragen. So entsteht ein glitzerndes Duett aus Respekt, Kreativität und Natur – ein stilles Erinnern daran, dass die Wildnis geschützt, aber auch bewundert werden darf.


Aus Wildnis wird Wohnkunst

Aus dieser Leidenschaft ist „Geweihglanz“ entstanden – eine Manufaktur, die jagdliche Trophäen aus der Vergangenheit in die Moderne überführt. Jedes Geweih wird in aufwändiger Handarbeit bearbeitet: Stein für Stein, mit Farbe, Metalllack und Strasssteinen veredelt, auf massiven Holzplatten fixiert und so zu einzigartigen Blickfängen für Wohnräume. Das Holz stammt aus historischen Scheunen und Häusern in Bayern und Österreich, jedes Brett mit unverwechselbarer Patina. Die fertigen Kunstwerke sind sofort lieferbar und lassen sich unkompliziert an der Wand befestigen.


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