Sternstunden aus dem Garten der Alpen
Auf dem Rücken seiner Mutter begann seine Reise: Vier Jahre alt, umgeben von Düften, die seine Küche für immer prägen sollten. Heute verwandelt Vitus Winkler diese Erinnerungen in Gerichte auf Weltklasse-Niveau – ausgezeichnet mit 2 Michelin-Sternen, einem Grünen Stern für Nachhaltigkeit, 4 Hauben Gault Millau, 4 A La Carte, 4 Falstaff-Gabeln (92 Punkte). Kochen, wie er für seine Liebsten kochen würde – mit Respekt vor der Natur und den Kräutern, die er selbst in den Wiesen und Wäldern seiner Heimat sammelt.
Mehrmals die Woche schnürt Vitus Winkler seine Wanderschuhe, wirft den Rucksack über die Schultern und zieht hinaus in seine heimischen Wälder und Berge rund um St. Veit im Pongau. Morgendlicher Nebel liegt noch über den Tälern, die Sonne wirft ihre ersten Strahlen auf die grasbewachsenen Almen. Zwischen Fichten, Lärchen und blühenden Wiesen streift er durch die Natur, sammelt Brennnesseln, Löwenzahn, Wiesensalbei und viele andere Kräuter. Jeder Schritt führt ihn zu neuen Aromen, neuen Ideen für seine Küche. Selbst wenn der erste Schnee die Wege leicht zuckert, lässt er sich nicht abhalten: Mit Blick auf die verschneiten Gipfel pflückt er weiterhin Kräuter, die später seine Wintergerichte prägen.
Für Vitus Winkler beginnt Kochen hier, in den Bergen, auf den Almen, zwischen Moos, Rinde und wilden Wiesen. „Saison auf dem Teller spüren“, sagt er. Das ist für ihn mehr als eine Redewendung; es ist Leitlinie, Philosophie, Lebensweise. Schon als Vierjähriger saß er auf dem Rücken seiner Mutter, während sie kochte. Die Dämpfe, die Düfte, die Aromen der heimischen Küche öffneten ihm eine Welt, die ihn bis heute prägt. Vitus erinnert sich: „Damals nahm ich die Geschmäcker und Aromen meiner Heimat in mich auf, für mich der wahre Geruch von Sankt Veit.“
Seine Karriere begann mit einer klassischen Ausbildung an der Hotelfachschule in Bad Hofgastein, gefolgt von Stationen in Zell am See, Kitzbühel, am Arlberg, auf Korsika und auf Mallorca. Gerade auf Mallorca habe er gelernt, wie wichtig die Nähe zum Gast sei: „Auf Mallorca stand ich nicht in der Küche, sondern war nah am Gast. Für meine persönliche Entwicklung war das enorm wichtig. Ich war früher sehr introvertiert. Meine Komfortzone zu verlassen, hat mir geholfen, offener zu werden.“ Diese Erfahrung prägt seine heutige Art zu kochen und Gäste zu empfangen. Auch heute geht er noch auf seine Besucher zu, persönlich und nahbar: „Das schätzen meine Gäste, mich auch persönlich zu sehen.“
Zurück in seiner Heimat betreibt Vitus Winkler seit 2012 gemeinsam mit seiner Frau Eva-Maria das Traditionshaus „Sonnhof by Vitus Winkler“ in vierter Generation. Hier, im eigenen Gourmetrestaurant „Kräuterreich“, verschmilzt Tradition mit Innovation. Die Schätze der Natur werden zu Gerichten, die bodenständig, überraschend und gleichzeitig Weltklasse sind. Die Kräuter, die er in den Bergen pflückt, prägen nicht nur seine leichten Sommergerichte, sondern fließen auch in seine Winterküche ein: getrocknet, konserviert oder in aromatischen Kompositionen bewahrt, bringen sie die Frische der Alpen selbst in die kalten Monate. Seit Jahren bestimmt er Kräuter wie Augentrost, Hirtentäschel oder Gundelrebe, analysiert ihre gesundheitlichen und aromatischen Eigenschaften und setzt sie als prägende Elemente seiner kreativen Küche ein. Für Vitus ist die Vielfalt der Alpen nicht nur Inspiration, sondern Verantwortung: Er möchte das Wissen um die Pflanzen bewahren und seine Gäste auf eine kulinarische Reise durch seine Heimat mitnehmen – von den stillen Waldpfaden bis zu den Gipfeln, wo die Sterne über dem Kräuterreich leuchten.
(...)
Lust weiterzulesen?
Mehr Inhalt aus diesem und weiteren spannenden Artikeln gibt es im ePaper oder im ALPSTYLE-Abo!
Nichts mehr verpassen mit Alpstyle-Abo!
Aktuelle Stories lesen






