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Erstklassig fliegen mit Kitzbühel Airways

Wind Nord-Ost, Startbahn null-drei

Sie ist etwas ganz Neues für mich – fast wie ein Tor, ein Portal in eine andere Welt. Nicht nur, weil ich noch nie in einer solchen Maschine saß, nein auch, weil Karim El-Behery mit der Pilatus eine geniale Idee Realität werden ließ. Eine Idee, die Unmögliches möglich macht. Ob er sich fürs Foto noch schnell – wie für einen Piloten eben üblich – die Krawatte umbinden soll, ruft er mir aus dem Cockpit entgegen. Ich verneine, da uns der Dauerregen ohnehin einen Strich durch die Foto-Rechnung macht. Wenig später sitze ich auf dem Platz des Co-Piloten, lausche El-Beherys Geschichte und kann durch die Regentropfen auf der Frontscheibe die kleine Landebahn, ein kleines, flaches Flugplatz-Gebäude und vernebelte Bergwälder sehen. Nasser Asphalt. Dunkle Wolken. Schleierstaubender Regen. Einfach alles hier scheint Meys großem Klassiker entrissen.

Gründer. Kapitän. Geschäftsführer. Karim El-Behery sitzt mit seinen 37 Jahren im Cockpit der Propellermaschine, die gleichzeitig so etwas wie sein Büro ist. Genaugenommen ist sie sogar sein Home-Office, denn der gebürtige Kitzbüheler lebt mit seiner Familie nur einen Steinwurf vom kleinen Flugplatz entfernt. Von hier aus verbindet er Kitzbühel mit ganz Europa. Eine Geschäftsreise nach Berlin? „In etwas mehr als einer Stunde könnten wir dort sein. Lange Anfahrten zum Flughafen, Warteschlangen beim Check-In, sich vor dem Gepäckband die Füße in den Bauch stehen? Das gibt’s hier alles nicht.“ El-Behery fliegt sein Lufttaxi und macht die Sache damit so einfach wie nur irgendwie möglich. Das sei ja gerade der große Vorteil von Kitzbühel Airways.

Während der Regen auf die mehr als fünf Millionen Dollar teure Maschine prasselt, erklärt er mir seinen Alltag. Nebenbei aktualisiert er die Flugzeug-Software mittels eines iPads und spielt die neuesten Updates auf. Dafür soll ich nur noch einen ganz Bestimmten der unzähligen Knöpfe drücken. Wie aufregend, so schnell bin ich zum Co-Piloten geworden. Zumindest fast. 

„Im Sommer fliegen wir natürlich häufig im Mittelmeerraum. Man hat mit Kitzbühel Airways einfach mehr von der wertvollen Urlaubszeit. Außerdem fliegen wir nicht nur einige wenige der großen Flughäfen an, sondern können nahezu überall landen. Ich bringe meine Gäste mit der Pilatus so direkt ans Urlaubsziel wie möglich. 

Keine 800 Meter muss die Landebahn dafür messen. Genaugenommen muss sie nicht einmal asphaltiert sein. Gras-, Schotter-, oder Kiespisten reichen der Maschine, die Platz für bis zu sechs Passagiere bietet. Flexibilität nennt das El-Behery. Einen großen Vorteil, nennen es seine Gäste.

Enge Fußräume sucht man in diesem Flugzeug übrigens vergebens. Außerdem kommen die Passagiere jederzeit an ihr gesamtes Reisegepäck. Die edlen Ledersitze sind drehbar, lassen sich verschieben und laden entweder zu einem Nickerchen, zum Aussichtgenießen, oder dank Klapptisch zum Arbeiten ein. Angenehmer kann man wohl kaum durch die Lüfte reisen. 1st class only. 

Damit das Reisen aber auch so sicher wie nur irgendwie möglich geschieht, verfügt die Pilatus PC-12 NGX über zahlreiche redundante und fehlersichernde Systeme und Strukturen. Angetrieben wird sie von einer Pratt & Whitney Canada PT6 Turbine. Sie gilt als zuverlässigster Flugzeugmotor, der jemals gebaut wurde. Aber ob er überhaupt bei dem Wetter, bei dieser Sicht sicher starten und landen kann, frage ich. „Selbstverständlich“ kommt mir da entgegen. Die Pilatus sei fast genauso ausgestattet, wie die großen Linienflugzeuge, seine Piloten-Ausbildung übrigens die gleiche. Einzig die topographische Situation in den Alpen sei natürlich immer eine gewisse Schwierigkeit. „Da gehört schon Erfahrung dazu, besonders was die Winde angeht.“ Gerade will mir Karim erklären, was es mit den Winden auf sich hat, wann er nur auf einer der beiden Talseiten fliegt und warum, da klingelt das Handy des Piloten.

Ein kurzes Gespräch, per Du, freundschaftlich und nicht einmal eine Minute kurz. Es genügt ein schneller Blick in den digitalen Terminkalender – fertig. Einer seiner Stammkunden sei das gewesen, so El-Behery. Was für mich eher wie ein kurzes Männerfreundschafts-Gespräch mit dem nur Allernötigsten klang, war tatsächlich so etwas wie eine Buchung. So schnell chartert man ein Flugzeug: Man ruft den Piloten direkt auf dem Mobiltelefon an, gibt durch, dass man von Madrid nach Oslo möchte, von Island nach Kroatien oder vereinfacht gesagt von Punkt A nach Punkt B innerhalb eines 3000 Kilometer großen Radius um Kitzbühel. 

„Einer meiner Stammgäste sagte einmal zu mir: Karim, wenn ich bei dir im Flieger sitze, dann bin ich schon fast zuhause.“ Das kann ich nur zu gut nachvollziehen. Gemütlich haben wir es uns mittlerweile im Rumpf der Maschine gemacht, als ich frage, wer denn seine Gäste überhaupt seien. Da schmunzelt der Pilot und beginnt ein wenig um den heißen Brei zu reden. Namen will er nämlich keine nennen, aber selbstverständlich saß auf den Luxussesseln schon häufiger Prominenz. Musiker. Sportler. Eine halbe Fußball-Nationalmannschaft. Mit 500 Kilometern pro Stunde, pfeilschnell also, donnert die Pilatus dann über die Wolken – neun Kilometer über Europa.

Den Traum vom Fliegen, den hegte El-Behery schon als Kind, als er hier den Fliegern beim Starten und Landen zusah. Nur wie genau er ihn verwirklichen würde, das wusste er damals noch nicht und sicherlich hätte er nicht zu träumen gewagt, was heute Realität ist. Die Ausbildung des Piloten kostete nämlich nicht nur Zeit, sondern auch Geld. Eine Brise Stolz ist Karim deswegen schon anzumerken – wenn man auch nicht auf seine eigens gegründete Charter-Gesellschaft stolz sein dürfte, worauf denn dann? Der junge Mann hat seinen Traum erfüllt! Mir bleibt dabei nur der Blick aus dem Fenster. Trüb und nass.

Dann wird es Zeit: Karim El-Beherys Job ruft. Eine Geschäftsreise nach Norddeutschland. Wir schütteln die Hände, verabschieden uns, wünschen uns alles Gute. Als die kleine Landebahn dann fast schon außer Sichtweite ist, hör’ ich die Motoren. Wie ein Pfeil zieht die Luxus-Maschine an mir vorbei, bis sie abhebt und sie schwebt. Natürlich: Der Sonne entgegen! 

Autor: Benni Sauer

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