Flaggschiff hoch über dem Vierwaldstättersee

Die legendäre Hotelstadt auf dem Bürgenstock ist nicht nur für Fans ikonischer Herbergen, sondern auch für Gourmets eine Reise wert. Sie können zwischen mehreren Restaurants wählen, von denen gleich drei mit Hauben von Gault&Millau geschmückt sind. Für das hohe Niveau verantwortlich ist der aus dem Schwarzwald stammende Corporate Culinary Director Mike Wehrle, der hier 95 (!) Köche so dirigiert, dass es allen schmeckt – von Ukraine-Gipfel-Teilnehmern bis zu Touristen aus Fernost.

Es ist November. Der Monat des Nebels, auch in der Zentralschweiz und auch am Vierwaldstättersee. Der Bürgenstock, dieser sich fast 500 Meter aus dem See erhebende Bergrücken der Schönen und Reichen unweit von Luzern, wirkt wie in Watte gehüllt. Beim Check-in sind die Dimensionen des sich über 60 Hektar Grünanlagen ausbreitenden Resorts nur zu erahnen. Auch der bereits 1905 in die steile Bergflanke gehauene Felsenweg, der in sanfter Steigung hinführt zum Schwindel machenden, 153 Meter hohen Hammetschwand-Aufzug, dem bis heute höchsten Außenlift ganz Europas, versteckt sich; dito die rote Standseilbahn hinauf zu den legendären Hotelbauten, die so viel Geschichte und Geschichten zu erzählen haben.

Erst am dritten Tag hebt sich der Schleier aus weißen Wolken. Just in dem Moment, als wir im auf den See auskragenden Infinity-Pool des Alpine Spa fläzen. Das Timing könnte nicht besser sein. Plötzlich ist da Licht, ist da Sonne. Plötzlich sehen wir die Fähren tief unten auf dem blauen See, die historische Altstadt Luzerns, den Pilatus zur Linken, die (!) Rigi am gegenüberliegenden Ufer. Handys werden gezückt, es klickt und blitzt. Ja, der spektakuläre Pool ist ein Instagram-Spot der Superlative. Es soll Gäste geben, die sich nur deshalb hier eine Nacht gönnen, für diesen einen Social-Media-Moment. Ob sie wissen, dass das moderne Alpine Spa, entworfen von den Berliner Architekten Patrik Dierks und Norbert Sachs, einst ein Freiluftbad war, das mit Unterwasser-Bar und Modeschauen internationale Prominenz anlockte? Dass es das neugotische Kirchlein des Resorts dank der Hochzeit von Audrey Hepburn und Mel Ferrer in die Weltmedien schaffte? Dass die Hepburn hier längere Zeit in einem Haus wohnte, das ihr die Eigentümer überlassen hatten? Dass Sophia Loren in einer Villa residierte, die dem Stil von Frank Lloyd Wright nachempfunden war? Dass hier Indira Gandhi oder Jimmy Carter logierten? Dass Sean Connery während der Dreharbeiten zu „Goldfinger“ 1964 vorbeischaute? Dass es dem Wahlschweizer Charlie Chaplin hier ausgesprochen gut gefiel?

Selbst dann, wenn man ein ganzes Buch füllen dürfte, würde der Platz nicht ausreichen, um das Flaggschiff der Bürgenstock Collection (es gibt weitere Häuser in Bern und Lausanne, siehe Textkasten) gebührend zu würdigen. Die beiden Hoteliers Franz Josef Bucher und Josef Durrer hatten das touristische Potenzial des zwischen See und Alpen hingezauberten Hügels früh erkannt und hier 1873 das erste Grand Hotel eröffnet. Es ging bergauf, ständig wurde erweitert, die 1950er Jahre waren der Höhepunkt für das Ensemble mit dem Charme des Fin de Siècle. Irgendwann aber waren die besten Zeiten vorbei. Während im nahen Andermatt der Ägypter Samih Sawiris mehr als eine Milliarde Schweizer Franken in die Hand nahm, um das ehemalige Militärlager in ein High-End-Ferienparadies zu verwandeln, drohten am Bürgenstock die Lichter auszugehen.



Schlussendlich wurde auch dieser von einem arabischen Investor wachgeküsst. 2009 bekam die zum katarischen Staatsfonds zählende Katara Hospitality Switzerland den Zuschlag, um der in die Jahre gekommenen Traumwelt für mehr als eine halbe Milliarde Franken eine Frischzellenkur zu verordnen. Im Rahmen eines der größten Bauvorhaben der Schweiz wurden Wettbewerbe ausgeschrieben, um Bestandsbauten zu sanieren und neue Luxushäuser wie das von Matteo Thun geplante Waldhotel an den Start zu bringen.


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