Stahlspuren am Berg

Sie knirschen, schnaufen und bahnen sich ihren Weg durch Felsen, Wald und Wetter: Die Zahnradbahnen der Alpen sind mehr als Technik – sie sind rollende Zeitzeugen. Wer heute mitfährt, reist nicht nur in die Höhe, sondern mitten hinein in eine andere Zeit.

Die Lust am Reisen und die Sehnsucht nach den Gipfeln – beides wuchs im 19. Jahrhundert rasant an. Immer mehr Menschen wollten hoch hinaus. Doch steile Hänge sowie unwegsames Gelände machten die Alpen schwer zugänglich. So schienen die Berge für die Masse unerreichbar. Es brauchte eine technische Lösung und Pioniergeist. Der Schweizer Mechaniker Niklaus Riggenbach entwickelte ein Zahnstangensystem, mit dem Züge erstmals sicher bergauf fahren konnten – eine bahnbrechende Idee. 1871 ging seine Vision in Betrieb: die Rigi-Bahn – nicht nur die erste Zahnradbahn der Schweiz, sondern auch Europas. Sie brachte nicht nur die Technik zum Rollen, sondern löste einen regelrechten Höhenrausch aus. Innerhalb kürzester Zeit stieg die Zahl der Besuchenden von 30.000 auf 150.000 pro Saison. Riggenbach gilt als Vater der Zahnradbahn. Er hatte den Tourismus auf Schiene gesetzt und damit eine neue Ära eingeläutet. 


Noch heute winden sich einige dieser historischen Bahnen mit ihrem unverkennbaren Zuggeräuschen durch alpine Landschaften. Ein Überblick.

Autorin: Jasmin Lutz

Achenseebahn

Tirol, Österreich



Ein echtes Original rattert seit 1889 durch Tirol. Auf knapp sieben Kilometer verbindet die älteste noch betriebene Zahnrad-Dampfbahn Europas die Orte Jenbach und Seespitz am Achensee. Mit ihren roten Waggons und zischenden Loks bewältigt sie knapp 440 Höhenmeter – vorbei an Wiesen, Wäldern und alten Bauernhöfen. Mit jedem zurückgelegten Meter eröffnet sich ein weiter Blick über das Inntal und die Berge des Karwendels. Am Ziel angekommen: der tiefblaue Achensee. 

Brienz-Rothorn-Bahn

Bern, Schweiz


Eine dampfende Rarität mit Aussichtsgarantie: die Brienz-Rothorn-Bahn. Seit 1892 bringt sie Reisende im Sommer vom Ufer des Brienzersees auf das 2.348 Meter hohe Rothorn, an die Kantonsgrenze von Bern, Luzern und Obwalden. Oben wartet ein atemberaubendes Panorama: Bei klarer Sicht reicht der Blick über Brienzer- und Thunersee bis hin zu Eiger, Mönch, Jungfrau – und sagenhaften 693 Berggipfeln.

Gornergratbahn

Wallis, Schweiz


Am Fuße des Matterhorns startet in Zermatt ein Stück alpiner Bahngeschichte: die Gornergratbahn – seit 1898 unterwegs und die älteste elektrisch betriebene Zahnradbahn der Schweiz. Auf 9,4 Kilometern Strecke überwindet sie rund 1.500 Höhenmeter in nur 30 Minuten. Während der Fahrt taucht das Matterhorn immer wieder eindrucksvoll im Fenster auf. Oben auf 3.089 Metern erwartet Besucher ein atemberaubender Rundblick auf gleich 29 Viertausender. Der Star bleibt jedoch der „Berg der Berge“ – das 4.478 Meter hohe Matterhorn, das dem Panorama seine Dramatik verleiht.

Jungfraubahn

Bern, Schweiz


Die Fahrt mit der Jungfraubahn ist eine Reise ans Dach Europas. Seit 1912 bringt diese ihre Fahrgäste von der Kleinen Scheidegg auf das Jungfraujoch – auf 3.454 Metern liegt hier Europas höchstgelegener Bahnhof, umgeben von Fels, Gletschern und ewigem Schnee. Die neun Kilometer lange Strecke führt 7,6 Kilometer durch Tunnel direkt durch Eiger und Mönch. Ein besonderer Moment: der kurze Halt an der Station Eismeer, wo sich durch große Fenster der Blick in die eisige Bergwelt öffnet. In nur 35 Minuten überwindet die Bahn rund 1.400 Höhenmeter.

Pilatus Bahn

Luzern, Schweiz


Sie ist eine Pionierin der Extreme: Seit 1889 erklimmt die Pilatusbahn von Alpnachstad aus den gleichnamigen Gipfel – und das auf der steilsten Zahnradbahnstrecke der Welt. Mit bis zu 48 Prozent Steigung schraubt sie sich in rund 30 Minuten durch eine eindrucksvolle Kulisse. Oben auf 2.132 Metern wartet das Panorama über den Vierwaldstättersee und die Zentralschweizer Alpen – mystisch, kraftvoll, unvergesslich.

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