Alpine Hüte, Western- Style

Sie fühlt sich nackt ohne Kopfbedeckung – fast unvollkommen, ja fast identitätslos. Fasziniert vom Cowboy-Dasein fertigt sie Hüte im Western-Stil: authentisch und ikonisch. Über 8.000 Kilometer von ihrem Sehnsuchtsort entfernt, lebt Suse Heinz ihren ganz persönlichen amerikanischen Traum, stets mit einer Prise alpiner Bodenständigkeit.

Stilsicher steht die Hutmacherin Suse Heinz in ihrem Atelier in Rain, nahe Luzern. Das blonde Haar fällt ihr locker über die Schultern, ein breiter Filzhut ziert ihren Kopf – fast so, als wäre er ein Teil von ihr. Um sie herum kreieren Dampf, Dunkelheit und konzentrierte Stille eine beinahe mystische Stimmung. Mit tätowierten Händen formt sie hingebungsvoll ein neues Stück Persönlichkeit. Ihre Bewegungen sind ruhig, präzise, fokussiert. Unter ihren Fingern wird Filz lebendig. 


Die Szene wirkt surreal, wie aus einer anderen Zeit, an einem anderen Ort. Würde man es nicht besser wissen, könnte man glauben, man stünde im Westen Amerikas. Doch statt Wüste und Ranch: Rain. Ein ländlicher Ort mit charmantem Dorfleben, weiten Ausblicken auf die Zentralschweizer Alpen und Nähe zur Stadt Luzern. Wer denkt bei Cowboyhüten schon an eine Hutmacherin in der Schweiz? Und doch passt es: Denn Suse vereint Gegensätze: raues Handwerk und feines Stilgefühl, Tradition und zeitgenössisches Design. „Die Welt, die mich inspiriert, liegt in der Vergangenheit. Auch mein Kleidungsstil ist stark vintage geprägt. Aber genau deshalb ist es mir wichtig, nicht in der Vergangenheit stecken zu bleiben – sondern meinen Werken eine gewisse Aktualität zu verleihen“, so Suse Heinz. Klassisch inspirierte Shapes verbindet sie mit moderner Zurückhaltung. „Gerade durch meine Schlichtheit vereinen die Hüte wahrscheinlich beides: Tradition und Modernität.“

Mehr als Nostalgie

Wie der Western-Lifestyle ist auch die Hutmacherei tief in der amerikanischen Kultur verwurzelt – sie erzählt von Freiheit, Naturverbundenheit und einem Leben, das rau, aber echt ist. Doch gerade dieses Wissen, diese über Generationen weitergegebenen Techniken, drohen zu verschwinden. „In der Breite interessiert sich heute kaum noch jemand für das Handwerk selbst“, sagt Suse. Maschinen übernehmen, was einst mühsam von Hand entstand, und der Blick fürs Detail, für Qualität, für die Geschichte hinter dem Produkt geht oft verloren. 


Umso wichtiger ist es ihr, das Wissen weiterzutragen – durch ihre Arbeit, durch den Austausch mit den Kunden aber vor allem durch ihre Workshops. In ihrem Atelier öffnet sie regelmäßig die Türen, um Interessierten das Hutmachen näherzubringen. Zu sehen, wie die Teilnehmenden aus ihrem alltäglichen Hamsterrad ausbrechen und am Ende einen fertigen Hut in den Händen tragen, ist für Suse Heinz inspirierend und befriedigend zugleich. 


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