Krampus & Perchten
Ein Besinnen auf die Wahrheit

Was ist das für ein Brauch? Woher stammt er? Welche Gestalten laufen wo? Da sind noch viele Fragen mehr, wenn wir uns auf Krampus und Perchten fokussieren. Sie rücken ins Zentrum und wir wollen erfahren, wie sich die Bräuche der Welt präsentieren, insbesondere im 21. Jahrhundert. Dazu reise ich nach Tirol ins Alpbachtal und nach Südtirol in die Dolomitenregion 3 Zinnen. Maskenschnitzer, Brauchtumsbewahrer, Geschichtskenner, Designer und Liebhaber der Gemeinschaft kreuzen dabei meinen Weg. Außerdem eine erhebliche Menge an „Passen“, die den Zug von der Vergangenheit in die Moderne antreten. Krampus und Perchten – wir sind gespannt und bereit, eure Geschichte zu erfahren.
KRAMPUS
Der Krampus in Südtirol
Um den modernen Krampus besser zu verstehen, führt mich mein Weg nach Südtirol. In Toblach, in der Dolomitenregion 3 Zinnen, komme ich an und damit in der Wiege der Südtiroler Krampuslauf-Tradition. Meinhard Fauster empfängt mich und mit ihm eine maßgebliche Erfahrung rund um den konsequenten Begleiter des heiligen Nikolaus. Früher einmal, da war er der Obmann der „Höllnstana Tobla“, einer der einflussreichsten Krampusgruppen im Alpenraum.
„Wir haben sehr viel bewegt.“
Mitunter, dass sie diejenigen waren, die den Krampuslauf, nach Südtirol gebracht haben. Organisiert und mit „Maß und Ziel“. Zehn Jahre war Ruhe in den vorweihnachtlichen Alltag von Meinhard eingekehrt. Bis er im Jahr 2024 seine Leidenschaft an der Seite seines Sohnes wieder entdeckte und in die Rolle des Krampus schlüpfte.
Dabei im wahrsten Sinne des Wortes, nämlich in sein eigens von ihm entworfenes Gewand. „Eigen“ trifft es besonders gut, denn er ist beharrlich, was das Aussehen seines Krampus anbelangt oder besser noch – seiner Krampusse.
„I moch a bissl a eigne Sochn.“
Als gelernter Tischler und Projektmanager in der Bauwirtschaft legt er die Aufmerksamkeit in seiner Freizeit auf qualitativ hochwertige Krampus-Kleidung, die er selbst entwirft und in seiner Werkstatt fertigt. Dabei teilen die Gruppen ihre Idee mit Meinhard, die er aufgreift und auf „seine Art und Weise“ verwirklicht. „Die Gestaltung kommt von mir und das kommt gut an.“ Bis zu 1.500 Felle aus Tirol verarbeitet er pro Saison, dazu ausgemusterte Gurte, Leder, Ketten und Schellen. Die Schnitte stammen aus seiner Feder und genäht wird auf der neuen, modernen Maschine.
Dann staffiert Meinhard die Modellpuppe in seiner Werkstatt von Kopf bis Fuß aus. Interessant dabei, dass selbst der Kopf von ihm gefertigt wurde. Eine Woche Arbeit stecken in der kunstvoll und mit Gold verzierten Larve, die der Krampus-Experte aus Aluminium gegossen hat. Schade, dass sein Augenmerk auf dem Gewand liegt. Die Maske ist einzigartig, aber für den Hobbydesigner inzwischen zu aufwändig, um sie in größeren Stückzahlen zu produzieren.
Toblacher Krampuslauf
Noch etwa drei Stunden, dann beginnt es in Meinhard zu kribbeln. Denn dann ist er als Profi gefragt. Seit etlichen Jahren koordiniert er 50 Krampus-Gruppen und den Ablauf des Spektakels am Abend. Dann, wenn sich Toblach von einer kleinen Gemeinde zum Zentrum des Brauchtums entwickelt. Über 10.000 Menschen werden an diesem Abend erwartet und wollen entsprechend bedient werden.
Erklärtes Ziel von Meinhard und seinen Kollegen ist ganz bewusst, in Toblach einen Krampuslauf zu garantieren, bei dem sich jeder Pass ordentlich präsentieren kann. „Das ist mir persönlich wichtig. Da bin ich auch ein Sturkopf.“ So weckt man das Verständnis, worum es denn geht – worin der Sinn der Veranstaltung ist. Nämlich im Nahebringen von Gemeinschaft, die Wert auf Qualität legt und dabei die Tradition nicht vergisst. Große Wägen sucht man in Toblach vergebens. Dafür findet man Gruppen, die „sauber ausgestattet sind und sich entsprechend präsentieren“.
„Unser Lauf dauert etwa zwei Stunden und wir versuchen, immer auch einen außergewöhnlichen Pass mit dabei zu haben. Um die Vielfalt des Brauchtums an die Zuschauer zu vermitteln.“ Dabei stammen die Krampus-Gruppen überwiegend aus Österreich. Nur eine kleine Anzahl reist aus Südtirol an.
Toblach ist eine Hochburg für Krampuslauf und ich erkenne das breite Spektrum an Ideen, Designs und Tradition, als ich inmitten der Krampusse am Kirchplatz stehe, um mich von einem modern interpretierten Brauchtum begeistern zu lassen.
PERCHTEN
Perchten in Tirol
Noch tiefer hinein tauche ich in dieses Brauchtum im Alpbachtal in Tirol. Dort sind rund um den Todestag des heiligen Nikolaus die Perchten in den Gassen unterwegs. Was ihre Aufgabe ist? Das Gute zu begleiten und ebenso das Böse fernzuhalten. Der Ursprung ist dabei nur schwer auszumachen, die Wiege des Perchten unmöglich zu finden, weiß Dr. Thomas Bertagnolli, Historiker und wissenschaftlicher Leiter des Museums Tiroler Bauernhöfe in Kramsach. „Wo jemand das erste Mal beschlossen hat, entsprechend Kleidung zu tragen und einen Ritus durchzuführen, lässt sich nicht sagen. Allerdings hat es das menschheitsgeschichtlich immer schon gegeben, dass man sich mit Federn schmückt.“
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