Gipfel der Gastlichkeit

Schloss Elmau erfindet sich auch nach zwei erfolgreichen G7-Summits ständig neu. Besonders das Zwei-Sterne-Signature-Restaurant IKIGAI mit Küchenchef Christoph Rainer und Marie-Helen Krebs, als erste Frau in Deutschland mit dem renommierten Michelin Sommelier Award ausgezeichnet, steht für höchste Qualität an einem der schönsten Orte Bayerns.
Es ist kurz vor Mitternacht, als wir an diesem Mittwoch vom Restaurant IKIGAI, das sich im Haupthaus, dem Hideaway, befindet, ins Retreat zurückkehren, wo wir wohnen. Die meisten Gäste haben sich bereits in ihre Suiten zurückgezogen. In der großzügigen und äußerst stilvoll eingerichteten Library Lounge ist jedoch noch jemand am Werkeln. Der Chef, der Schlossherr höchstpersönlich, sortiert Bücher und stellt sie an der richtigen Stelle ins Regal. Dietmar Mueller-Elmau, kurz: DME, ist jetzt 71. Er könnte sich längst zurücklehnen und den lieben Gott einen guten Mann sein lassen. Er hat als Unternehmer, als Hotelier, alles erreicht, was man erreichen kann. Gleich zweimal, 2015 und 2022, war er Gastgeber eines G7-Gipfels. Hier wurde Geschichte geschrieben, Weltpolitik gemacht. DME erhielt den Zuschlag für den zweiten Gipfel auch deshalb, weil es beim ersten Mal so gut lief. Weil er und sein Team sich um jedes noch so kleine Detail kümmern. Und dazu gehört eben auch das Sortieren von Büchern
Detailversessen mögen auch andere sein. DME ist gleichzeitig ein Visionär. Einer, der nie die großen Linien, die großen Trends in der Hospitality-Branche aus den Augen verliert. Einer, der spürt, wann er etwas Gelungenes fortsetzen kann und etwas nicht so Perfektes verändern muss. Einen dritten politischen G7-Gipfel wird es vermutlich nicht geben. Dafür fand hier Ende Juni der erste kulinarische G7-Summit statt. Und der war so erfolgreich, dass es 2026 eine Fortsetzung geben soll. Die Idee: Sieben Spitzenköche aus Bayern zeigen, dass im Schloss nicht nur Kunst- und Kulturliebhaber ein Zuhause haben, sondern auch Gourmets. Die durften sich über gleich 15 Michelin-Sterne freuen, die hier versammelt waren. Zwei steuerte Christoph Rainer bei, der im Signature-Restaurant des Schlosses, dem IKIGAI, kocht, und der gemeinsam mit DME und Executive Chef Philipp Schlosshauer das Format entwickelt hatte. Die anderen kamen von Rosina Ostler (Alois-Dallmayr-Fine-Dining, München **), Ulrich Heimann (Pur-Kempinski, Berchtesgaden **), Tohru Nakamura (Tohru in der Schreiberei, München ***), Thomas Kellermann (Parkhotel Egerner Höfe, Tegernsee **), Tobias Bätz (Aura by Alexander Herrmann & Tobias Bätz, Wirsberg **) und Christoph Kunz (Komu, München **).
Allein diese Namen und auch die Sonne, die am späten Nachmittag noch fast zu heiß vom Himmel brannte, ließen die mehr als 300 Feinschmecker dahinschmelzen. Die Genies am Herd hatten vorab ihre Gerichte selbstverständlich aufeinander abgestimmt. Jeder durfte zwei Vorschläge machen, von denen einer ausgewählt wurde, so dass keine Doubletten-Gefahr bestand. An insgesamt 13 Ständen konnten sich die Gäste nach Fingerfood und Deutz-Champagner als Starter bei einem „Walking-Dinner“ mit kleinen Portionen zum Mitnehmen bedienen. Motto: „We make it, you take it.“ Sehr schön dabei: Alle Chefs de Cuisine stellten ihr Ego hintenan. „Das artete nicht in einen Wettbewerb aus“, freute sich Rainer hinterher. „Da ist keiner abgehoben und keiner abgefallen.“ Das Publikum pendelte zwischen Jakobsmuschel, Gelbschwanzmakrele und Steinbutt und führte einen intensiven Dialog mit den Köchen. Offen und sehr nahbar war das. Die Bandbreite reichte dabei von französischer Haute Cuisine über fränkische Regionalküche bis zu japanischen Spezialitäten.

Dazu wurden Weine von Winzern ausgeschenkt, die persönlich anwesend waren (Schlossgut Diehl, Weingut Salwey und henselwein). Marie-Helen Krebs, Chef-Sommelière des Schlosses, achtete natürlich persönlich darauf, dass der Rebensaft nicht nur Begleitung, sondern gleichwertiger Akteur beim G7-Gipfel ist. Am Ende waren alle nicht nur ziemlich beschwipst, sondern auch sehr zufrieden. „Einen Riesenspaß hat es gemacht“, befand Rainer. Und Krebs war ohnehin bester Laune. Schließlich hatte sie nur wenige Tage vor dem Kulinarik-Gipfel (der so ähnlich schon einmal im Grand Hotel Heiligendamm an der Ostsee stattgefunden hatte) erfahren, dass sie als erste Frau in Deutschland überhaupt den Michelin Sommelier Award erhält. Sie nahm den Preis sichtlich gerührt entgegen: „Das war wirklich ein Herzenswunsch, seit der Michelin diese Auszeichnung vergibt.“ Der international führende Restaurant-Guide würdigte damit nicht nur ihren perfekten Service am Gast und ihr herausragendes Gespür für Pairings zu den Kreationen von Rainer im IKIGAI, sondern auch ihre ausgezeichnete Weinkarte, die unverkennbar ihre Handschrift trägt: „Ich bin stolz, dass ich auf Schloss Elmau über viele Jahre die Möglichkeit hatte, mich meinem Herzensprojekt zuzuwenden: eine Karte aufzubauen, die die Vielfalt und Entwicklung des deutschen Weines im Gesamten und der deutschen Rotweine im Besonderen aufzeigt.“ Auf einem rheinhessischen Weingut mit langer Rotwein-Tradition aufgewachsen, ist sie dafür prädestiniert. Doch auch deutsche, gereifte Rieslinge gehören zu ihren Favoriten. Und das wiederum passt hervorragend zur Küche des gebürtigen Hanauers Rainer im IKIGAI: „Seine Kreationen spornen mich an, die passende Begleitung im Glas zu finden.“

Ja, man kann im Schloss selbstverständlich auch dann exzellent speisen, wenn gerade kein Kulinarik-Gipfel stattfindet. Mehr als ein Dutzend Restaurants in Hideaway und Retreat lassen unter der Regie von Executive Chef Schlosshauer keine Wünsche offen. Im Hauptrestaurant La Salle wird internationale und alpenländische Küche für die ganze Familie serviert. In der Kaminstube duftet es in der kalten Jahreszeit nach einer besonderen Mischung aus Rohmilchkäse, die von Maître Fromager Rolf Beeler, auch bekannt als der Schweizer „Käsepapst”, exklusiv für Schloss Elmau kreiert wurde. Er verwendet für sein Fondue nur die besten Sorten, perfekt gereift und besonders cremig. „High Thai“ heißt es im Fidelio, wenn die Zwillingsschwestern Virat und Vilai Kanjan authentische Küche aus ihrer Heimat zelebrieren, bei der es schon mal schärfer zugeht. Auf der zum Schloss auf 1.200 Metern gelegenen Elmauer Alm kommen tagsüber bayerische Schmankerl auf den Tisch, während man den 360-Grad-Blick auf Karwendel und Wetterstein genießt. Im Ananda im Badehaus gibt es mittags Snacks, Kaffee, Tee und hausgemachte Kuchen. Das Summit und das Tutto Mondo, beide im Retreat, offerieren mediterrane Küche, während im benachbarten Summit Pavillon Sushi- und Sashimi-Kreationen sowie Omakase-Gerichte kredenzt werden.
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