Eleganz ahoi

Es wirkt fast aus der Zeit gefallen: Frauen in eleganten Kleidern, Männer mit Hemd und Krawatte, Sekt zur Begrüßung. Mit den ersten Schritten auf dem Art déco-Motorschiff Österreich beginnt eine Reise in die goldenen 20er. Links und rechts der Reling gleiten stilvolle Riva-Boote durchs Wasser. Eine Bodenseeschifffahrt der besonderen Art. 

Mit einem lauten Hupen sticht das Motorschiff Österreich, mit einer leichten Verspätung um 13.40 Uhr in See. Der kräftige Klang hallt über das Wasser von Kreuzlingen in der Schweiz hinaus, Möwen ziehen ihre Kreise am Himmel. Hochsommerliches Wetter begleitet die Fans der Schifffahrt auf der dreistündigen Tour. Das Thermometer zeigt an diesem 13. Juni über 30 Grad. Schwitzen muss hier dennoch niemand: Die kühle Brise des Bodensees weht durch die Haare der Damen und sorgt für kühle Köpfe bei den Herren. An Deck herrscht entspannte Vorfreude. Gespräche vermischen sich mit den Motorengeräuschen, Gläser klirren, aus den Lautsprechern dröhnt die Stimme von Kapitän Philip Nachbauer: „Herzlich Willkommen an Bord. Genießen Sie das Flair der 20er Jahre und den Komfort von heute.“ Viele Gäste haben sich dem nostalgischen Stil des Tages angepasst: stilvolle Sommerkleider, Strohhüte, Schuhe in Mary-Jane-Optik. Die Österreich, ein historisches Motorschiff aus dem Jahr 1928, gleitet mit Würde über die See, begleitet vom Dampfschiff Hohentwiel aus dem Jahr 1913 sowie mehreren Riva-Booten, deren glänzende Holzrümpfe im Sonnenlicht funkeln.

Stilvoll durch Raum und Zeit  

Während das Bodensee-Juwel gemächlich über den Bodensee gleitet, serviert die nautische Crew Kaffee und Aprikosenkuchen. Mit der Sonne im Rücken genießen die Damen, die Herren und ein paar Kinder die süßen Köstlichkeiten und den Blick auf die vorbeiziehende Küste. Interessiert und wissbegierig fragt ein Gast, ein Mann um die 70, ob das Steuerhaus noch original sei – „so wie damals, als das Schiff noch Linienverkehr fuhr?“ Ein Crewmitglied lächelt und nickt stolz. Vieles an Bord sei historisch erhalten, liebevoll restauriert und voll funktionstüchtig. Nur das Navigationssystem sei neu, „für alle Fälle“. Es sind genau diese Begegnungen, die den Charme der Fahrt ausmachen. Gespräche zwischen Generationen, spontane Neugier, geteilte Begeisterung für Geschichte und Handwerk. Während das Schiff ruhig seinen Kurs hält, flanieren die Gäste über die Decks, betrachten alte Fotos an Bord und knipsen Fotos fürs Familienalbum. 



Die Begeisterung für das Schiff teilt sich der sympathische Senior nicht nur mit den anderen Gästen, sondern auch mit Kapitän Nachbauer. Fast ein wenig sentimental blickt dieser in die Vergangenheit: „Schon mit 18 war es mein Traum, Kapitän bei der Österreich zu sein. Extra für dieses Schiff bin ich zur Reederei „Historische Schifffahrt Bodensee GmbH“ gekommen.“ Für Nachbauer hat sich alles so gefügt, wie er sich das immer erträumt hat. „Das Schiff ist einfach einmalig“, sagt er und legt seine Hände ans Steuerrad. Für ihn nimmt die Österreich einen besonderen Platz in seinem Herzen ein. Sie ist mehr als ein Arbeitsplatz, sie ist sein persönlicher Traum. 

Stolz der Flotte, Herz der Region

Besonders und einmalig – zwei Worte, die der Österreich ohne Zweifel gerecht werden. Schließlich blickt sie auf eine wechselvolle Geschichte zurück. 1928 in Dienst gestellt, leitete sie eine neue Ära am Bodensee ein: Sie war das erste große Motorschiff der Region und galt schon bald als „Luxus-Liner“. Ihr elegantes Interieur im Stil des Art déco, die geschwungenen Linien und großzügigen Decks machten sie zum Stolz der österreichischen Flotte.


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