Goldener Herbst, junger Wein
Törggelen in Südtirol
Der Weg durch das bunte Südtirol wird zum Fest – Törggelen verbindet Wanderlust mit Weingenuss und bringt den Herbst auf den Punkt.
Wenn der Wein gerade vergoren ist, die Kastanien rösten und der Himmel sich in goldenes Licht taucht, beginnt in Südtirol eine ganz besonders genussvolle Zeit: Törggelen. Was einst ein Brauch unter Winzern war, ist heute ein herbstliches Ritual, das Weinkultur, Landschaft und Kulinarik aufs Schönste verbindet – und dabei nie aus der Zeit fällt.
Der Name stammt von der Torggl, der hölzernen Weinpresse, mit der früher Trauben gepresst wurden. Nach der Lese verkosteten die Weinbauern den frischen Most gemeinsam und feierten den neuen Jahrgang. Auch heute steht beim Törggelen alles im Zeichen des Weines – und alle Gäste dürfen sich mitfreuen. „Törggelen ist für uns eine Art Erntedank“, sagt Winzer Hansi Erb vom Weingut und Buschenschank Haidenhof. „Man sitzt mit Menschen an einem Tisch und der neue Wein zeigt Charakter, noch ungestüm, aber voller Versprechen.“ Das alles passt perfekt zu Speck, Schlutzkrapfen, Surfleisch und natürlich den goldgelb gebackenen Kartoffelblattlen, einer Art knuspriger Kartoffelwolke, die mit mildem Sauerkraut serviert wird. Zum süßen Schluss: Krapfen mit Marillenmarmelade, geröstete „Keschtn“ – wie die Südtiroler zu Kastanien sagen – und natürlich ein Glas Siaßer.
„Unsere Weine stehen für Herkunft, Handwerk und Qualität“, sagt Eduard Bernhart, Direktor des Konsortiums Südtirol Wein. „Beim Törggelen wird das greifbar. Hier geht es um Gastfreundschaft und authentischen Genuss, der aus der Landschaft kommt.“
Ohne Fleiß kein Wein
Zum Törggelen gehört das Wandern dazu. Denn vor den Genuss hat der Herbstbrauch die Bewegung gesetzt. Auch wenn heute fast alle Höfe bequem mit dem Auto zu erreichen wären – das Törggelen verlangt einen Fußmarsch. Denn nur zu Fuß entfaltet sich zudem die ganze herbstliche Farbenpracht Südtirols: Der Duft nach Laub, die milde Sonne, das Knacken der Kastanien unter den Schuhen – ein kleiner Weg, ein großes Gefühl.
Was den Reiz ausmacht? Der Mix aus Bewegung, Aussicht und Gastfreundschaft. Erst wird gewandert – etwa entlang des Eisacktaler Keschtnwegs – dann eingekehrt, gegessen, getrunken, gelacht. Oft sitzt man direkt im Weinberg oder in alten Bauernstuben, wo die Hausleute selbst servieren. Buschenschänke mit Törggelen-Angebot gibt es in fast allen Weinbaugebieten, vor allem im Eisacktal, aber auch rund um Bozen und Meran.
Naturgenuss auf dem Keschtnweg
Ein besonderes Naturerlebnis ist der „Keschtnweg“ – ein rund 90 Kilometer langer Fernwanderweg, der vom Kloster Neustift bei Brixen bis zum Rittner Hochplateau und weiter nach Terlan führt. Entlang der Route säumen Kastanienwälder, bunte Mischwälder und Wiesen den Weg. Wer den Keschtnweg wandert, taucht tief in die herbstliche Atmosphäre Südtirols ein und erlebt die reifen Kastanien („Keschtn“) hautnah. Zahlreiche Höfe laden dazu ein, regionale Produkte zu verkosten und direkt vom Erzeuger mit nach Hause zu nehmen – eine perfekte Ergänzung zum Törggelen und ein Genuss für alle Sinne.
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